Bevormundung statt Mündigkeit?
oder Deutungshoheit statt Diskurs?
Zeitlich begrenzte Macht[1]
Wenn die Macht in einem Staate – zumindest auch – über Wahlen vergeben wird[2], sind Anordnungen, Verfügungen, Gesetze nicht ewig, sondern nach der nächsten Wahl veränderbar. Während die Diktatur auf Zustimmung viel weniger angewiesen ist und vor allem auf Befehl und Gehorsam setzt[3], müssen die nach Macht Strebenden in einer repräsentativen Demokratie zu anderen Hilfsmitteln greifen: Sie ziehen unterschiedliche Register der Beeinflussung, bedienen sich des Instrumentariums der Manipulation. Dank der Forschungsergebnisse der Psychologie sind diese vielfältig und leider auch äußerst effizient.
Diskurs: Die bessere Idee gewinnt
Setzten früher nicht die Regierung, die Parteien, der Staat auf Überzeugung durch die besseren Argumente in einem alle gesellschaftlichen Gruppen umfassenden freien, offenen und ehrlichen Diskurs? Heute wird Nudging[4] ganz offiziell zur Beeinflussung des – dummen? erziehungsbedürftigen? – Bürgers angewandt[5]. Neue Begriffe und Strategien purzeln nur so aus der Manipulations-Wundertüte. Oder ist es eher die Büchse der Pandora, die sich geöffnet hat?
Nudging[6]
https://www.die-debatte.org/nudging-was-steckt-hinter-begriff-nudging/
„Nudges sind Eingriffe in die Entscheidungsarchitektur – also die sprachliche, physische, emotionale und soziale Umgebung, in der eine Entscheidung getroffen wird – die das Ziel haben, Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken und ihr Verhalten in vorhersagbarer Weise zu verändern.“[7][3] …
Ursprünglich aus der Ökonomie stammend, hat das Konzept unzählige Follower gefunden, die Nudges zur Erziehung des Bürgers einsetzen.
„So gibt es im deutschen Kanzleramt die Gruppe „wirksam regieren“, die für verschiedene Politikbereiche auf Grundlage verhaltens- und kommunikationswissenschaftlicher Erkenntnisse Maßnahmen entwickelt, die die erfolgreiche Umsetzung politischer Vorhaben unterstützen sollen.“
Framing
https://www.geo.de/wissen/framing-effekt--wenn-das-denken-manipuliert-wird-31778578.html
Informationen werden in einen bestimmten Kontext, einen Rahmen (frame) eingebettet. „Wenn bestimmte Formulierungen gezielt die Wahrnehmung eines Inhaltes beeinflussen, wird das eigene Denken absichtlich durch einen Rahmen begrenzt: Framing.“
Haltungsjournalismus
Medien heute wollen uns nicht mehr (nur) informieren, sondern uns, so ihr Bekenntnis, zur richtigen Haltung erziehen, z.B. durch Framing, durch aufrührend-emotionale Bilder i.S.v. anekdotischer Evidenz (Einzelfälle, die der Leser/Zuschauer dann verallgemeinert), durch Wiederholung von beunruhigenden Nachrichten auf allen Kommunikationskanälen[8]. Die angekündigten Permakrisen schaffen ein Gefühl immerwährender Bedrohung. Hierzu wird auch die Sprache verändert.
Man solle nicht mehr Klimawandel, sondern Klimakrise sagen, weil ersteres zu sanft und natürlich klinge, Klimaskeptiker seien in Zukunft Klimaleugner zu nennen, lässt sich die ARD vernehmen.
Keine gute Entwicklung, oder?
[1] Die beste Erfindung der Menschheitsgeschichte!
[2] Es gibt heute auch sehr mächtige, nicht gewählte Organisationen, die mit außerordentlich weitreichenden Befugnissen ausgestattet sind/wurden, zum Beispiel die WHO (Weltgesundheitsorganisation) oder außerordentlichem Einfluss, beispielsweise der WEF (das Weltwirtschaftsforum). Auch die Europäische Union hat ein sogenanntes „Demokratiedefizit“, weil das von den EU-Bürgern gewählte Parlament nur geringen Einfluss auf die Gesetzgebung der EU hat.
[3] Lenin: „Nichts vereinfacht das Leben so nachhaltig wie eine Diktatur.“
[4] Erklärung siehe weiter unten.
[5] Das Bild von der abgehobenen, selbsternannten, alles besser wissenden Elite auf der Gegenseite drängt sich auf.
[6] In
meinem Post vom 14.September 2023 könnt ihr noch mehr zu Nudging lesen …(dort Fußnote 7).
[8] Erinnern Sie sich noch an die Corona-Zeit?
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