KI–Revolution:
"13,5 Millionen Jobs gehen verloren?"
Et iss noch immer jut gejonge …
Dieser alte Kölner Spruch scheint sich mittlerweile, klammheimlich und kontinuierlich, bei vielen Bundesbürgern als Lebensmotto festgesetzt zu haben. Sich möglichst wenig aufregen, warten, Klappe halten – wird schon irgendwie gutgehen! Ob abwarten auch in Bezug auf die KI-Entwicklung die Probleme wegräumen wird?
Aufgepimpte Heinzelmännchen
Die positiven Seiten der KI-Entwicklung sind nicht zu bestreiten. Für den Einzelnen, für die Gesellschaft, für die Menschheit.
Wer beispielsweise Copilot und Co. schon einmal benutzt hat, wird es bestätigen: Man kann bequem mit der Künstlichen Intelligenz kommunizieren, immer tiefer in eine Materie eindringen, man bekommt wichtige Hinweise, Hilfsangebote für Recherche und Information; Bilder entstehen nach den eigenen Anweisungen (Prompts) in meist weniger als einer Minute. Anmeldungen, Steuererklärungen, Bürokram – die KI erledigt alles, ganztägig, nicht nur nachts. Kurzum: ein tolles Werkzeug (Tool)
Chancen und Risiken
Riesige Fortschritte in den Wissenschaften, die Eroberung der Tiefsee, der Eiswüsten, des Mondes und des Universums – alles wird durch KI einfacher und vielleicht überhaupt erst möglich werden. Wenn da nur die Chancen und nicht auch die Risiken wären …
Verdummung, Massenarbeitslosigkeit, bedingungsloses Grundeinkommen, Weltherrschaft, Menschheitsvernichtung
Wer die vorgenannten Risiken als übertriebenen KI-Doomismus[1] abtut, sollte die folgenden Stimmen hören:
Verdummung?
„Unser Gehirn ist wie ein Muskel - wer nicht trainiert, wird schwächer. Doch seit ChatGPT & Co. setzen immer mehr Menschen bei Alltagsaufgaben auf die bequeme KI-Abkürzung. Mehr und mehr Studien und Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass wir möglicherweise gerade kollektiv unsere grauen Zellen auf Standby schalten.“ [2]
Massenarbeitslosigkeit, bedingungsloses Grundeinkommen?
„Fast 40 Prozent aller Jobs weltweit gelten dem Internationalen Währungsfonds als hochgradig KI-exponiert, im Klartext geeignet, um von der KI erledigt zu werden. In Industrieländern wie Deutschland sind es aufgrund der höher entwickelten Jobstruktur gar 60 Prozent. Etwa die Hälfte dieser Tätigkeiten, so der IWF, könnte der KI zum Opfer fallen.“[3]
Plastischer ausgedrückt: Im August waren etwas weniger als 46 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig; um die 27 Millionen Jobs sind gefährdet. 13,5 Millionen Jobs werden verloren gehen?
„Nicht ausgeschlossen, dass der Welt Massenarbeitslosigkeit und leere Staatskassen drohen.“[4]
Die leeren Staatskassen wären umso verhängnisvoller, als unzählige Bürger ohne Erwerbseinkommen zurückgelassen würden und der Ruf nach dem bedingungslosen Grundeinkommen plötzlich eine unabweisbare Relevanz hätte. Aber wären die KI-Besitzer und KI-Profiteure bereit, dieses Einkommen durch horrende Steuern und Abgaben (freiwillig) zu finanzieren? Verteilungskämpfe könnten die Folge sein.
Weltherrschaft?
Dass Weltherrschaft, „globale Führung“ überhaupt heute (an)gedacht wird, verdanken wir den Gedankenspielen, die Digitalisierung und KI möglich erscheinen lassen. Gerade erst gibt/gab es in der EU erneut Bestrebungen, die unbegrenzte Chatkontrolle durchsetzen. Der total überwachte Mensch rückt auch bei uns immer näher. Und diesen gläsernen Bürger, von dem man (der Staat) alles weiß, den kann man bestens kontrollieren, reglementieren, bestrafen, ausgrenzen – und was staatliche Gewalt noch so alles bewirken kann.
„Autoritäre Regierungsformen gehen Hand in Hand mit der Entwicklung der KI.“[5]
Die Argumentation, globale Probleme – wie beispielsweise der Klimawandel – seien nur im globalen Maßstab lösbar, legen globale Regierungsstrukturen nahe.
Vernichtung der Menschheit
Momentan befindet sich die KI-Forschung auf dem Pfad der Entwicklung einer AGI, einer künstlichen allgemeinen Intelligenz (artificial general intelligence), vergleichbar dem gesunden Menschenverstand. Er wird, so die Vorhersagen, der KI sinnvolle Entscheidungen ermöglichen. Da darüber hinaus die KI durch machine-learning immer klüger wird, wird sie den Menschen, zumindest in Teilbereichen, schon bald übertreffen. In einigen Feldern hat sie es längst. Ob Maschinen irgendwann ein eigenes Bewusstsein, eigene Gedanken entwickeln, ob ihr Bewusstsein ihnen i.S. des Menschengeschlechts ethische Werte und Entscheidungen vorgibt, bleibt abzuwarten.
„Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, zu garantieren, dass eine Superintelligenz die Wertvorstellungen der Menschheit teilt und uns gegenüber von Natur aus freundlich gesinnt ist.“[6]
In Zeiten einer existierenden Superintelligenz könnte es sein, dass die Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat, endgültig vorbei ist.
„Das Risiko einer Vernichtung durch KI zu verringern, sollte eine globale Priorität neben anderen Risiken gesellschaftlichen Ausmaßes sein, wie etwa Pandemien und Atomkrieg."[7]
In Goethes Gedicht „Der Zauberlehrling“ spricht der Meister ein Machtwort und macht dem ganzen Spuk ein Ende …
„Ach, da kommt der Meister! Herr,
die Not ist groß. Die ich rief, die Geister,
werd‘ ich nun nicht los.“
„In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid's gewesen."
Der Befehl der „Meister“ könnte ein frommer Wunsch bleiben …
[1] Doom, englisch – Verderbnis, Untergang; https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/aktivismus-gegen-die-ki-apokalypse-wie-bringt-man-ai-bei-nicht-die-menschheit-zu-zerstoeren,ULysRAH
[3] Spiegel, Heftnummer 41 vom 2.10.2025, S. 10.
[4] Ebda.
[5] Uria-Recio, P., Wie KI unsere Zukunft gestalten wird. Künstliche Intelligenz verstehen, um einen Schritt voraus zu sein, 7. Aufl., Copyright-Registrierungsnummer TX0009432990 2024
[6] Ebda., S. 19.
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