Faschismus, Antifaschismus, Faschist (2): Wie kann man sie erkennen?
Definitionen
Definitionen, wie die vorstehenden, erlauben uns Orientierung im Dickicht gesellschaftspolitischer Vorstellungen. Deshalb – eignen sie sich hervorragend zur Einflussnahme, Instrumentalisierung und Manipulation. Begriffe erlauben Einordnung, aber auch Schubladendenken, sie sind sogar in der Lage, ganz neue (Straf-)Tatbestände zu generieren. Negativbeispiele für missbrauchte Definitionen gibt es viele. Verständlicherweise stammen sie oft aus Diktaturen.
Negativbeispiele
Der Volksschädling[1]
Er wurde am 5.September 1939 durch die „Verordnung gegen Volksschädlinge“ geschaffen und zum Rechtsbegriff. Volksschädlinge waren zum Beispiel Wehrkraft- und Kriegswirtschafts-Zersetzer, Wirtschaftssaboteure, Deserteure und Volksverräter, wobei diese Konkretisierungen bereits auf den ersten Blick viel Spielraum für die Urteilenden ließen. Volksschädlinge konnten mit Zeitstrafen, Sicherungsverwahrung und dem Tod bestraft werden.
Der Revisionist[2]
„Revisionismus ist ein polemisch verwendeter Begriff der sozialistisch-kommunistischen Linken gegenüber der auf soziale Reformen gerichteten Programmatiken sozialdemokratischer Parteien.“
Ein Revisionist ist/war mithin ein Dissident, dem es an dem rechten marxistisch-leninistischen Glauben an die große proletarische (Welt-)Revolution fehlt(e). So beschuldigte Stalin Trotzki[3] des Revisionismus, als Mittel, den stärksten Rivalen und Kritiker des sowjetischen Einparteienstaates zu diskreditieren und loszuwerden.
Faschismus-Definitionen
Die Definitionen zu Faschismus sind und waren Diskussionen und Veränderungen unterworfen, auch – je nachdem –, welche politischen Ziele mit der Anwendung des Begriffes verfolgt wurden.
Faschismus, Antifaschismus, Faschist
1992[4]
1. Führerprinzip
2. Totalitärer Staat, Einparteiendiktatur
3. Wirtschaftssystem mit staatskapitalistischen Zügen
4. Verfolgung politischer, religiöser, rassischer Minderheiten
5. Propaganda, Terror statt demokratischem Weg; paramilitärische Verbände, Geheimpolizei
6. imperialistische Außenpolitik
Die westlichen Faschismustheorien beton(t)en die Gemeinsamkeiten von Kommunismus und Faschismus als totalitäre Ideologien.
In der marxistischen Auffassung ist der Faschismus eine, bürgerlichen Demokratien, inhärente Herrschaftsform.
2021[5]
1. Führerfigur
2. Führerprinzip
3. hierarchischer Aufbau der politischen Organisation
4. rechtsextremes, rassistisches und fremdenfeindliches Gedankengut
5. antidemokratisch, antiparlamentarisch, antiliberal, antihumanistisch
Vergleicht man beide Definitionen, so scheint in den letzten drei Jahrzehnten „Faschismus“ breiter verstanden zu werden, die modernisierte Definition passt auf mehr politische Erscheinungen als früher.
Die einfachste Definition für Faschisten findet sich bei einigen marxistischen Theoretikern.
„Einige Theoretiker sehen die ökonomische Basis als allein entscheidend an und betrachten den Faschismus als Variante des Kapitalismus in der Krise.“[6]
Andererseits wurden Sozialisten und Kommunisten auch schon als „rotlackierte Faschisten“ bezeichnet.
„Kommunisten sind rot lackierte Faschisten." Diesen Satz prägt Kurt Schumacher, der erste SPD-Vorsitzende, nach dem Zweiten Weltkrieg.[7]
Begriffe sind umstritten,
über sie lässt es sich trefflich streiten …
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Volkssch%C3%A4dling; 6.5. – 13.15 Uhr
[2] Im Folgenden Schubert, K./Klein, M., Das Politiklexikon, 8. Aktualisierte und erweiterte Aufl., Dietz 2021 - Revisionismus
[3] unberechtigterweise
[4] Siehe Schülerduden Politik und Gesellschaft, 3. Überarbeitete Aufl., Dudenverlag 1992 – Faschismus
[5] Siehe Schubert, K./Klein, M., Das Politiklexikon, a.a.O., Faschismus
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismustheorie#Marxistische_Faschismustheorien
[7] https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-kurt-schumacher-spd-100.html
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