Gustave Le Bon: Gibt es die „Masse“ mit spezifischen Eigenschaften?
Die Sportpalastrede von Josef Goebbels ist den meisten von uns durch Wochenschauen in Erinnerung. Der kleine Mann auf der Bühne, der Reichspropagandaminister Josef Goebbels, gestikuliert, schreit, fragt. Und die aufgepeitschte Menge antwortet. Ja, ja, sie wollen den totalen Krieg!
Historischer Kontext: Die Niederlage von Stalingrad markiert eigentlich einen Wendepunkt. Immer mehr Volksgenossen zweifeln an den Siegesparolen. Kann der Krieg noch gewonnen werden?
Eine Masse, eine Ansammlung oder Gruppe von Menschen zu manipulieren, so dokumentiert nicht nur dieses Ereignis[1], scheint leichter, als ein Individuum von etwas zu überzeugen. Die Masse wird für diese Manipulierbarkeit – auch beispielsweise von dem Demagogen Josef Goebbels selbst – verachtet. So soll er nach der Veranstaltung gesagt haben:
„Diese Stunden der Idiotie! Wenn ich den Leuten gesagt hätte, springt aus dem dritten Stock des Columbushauses, sie hätten es auch getan."
Der erste Wissenschaftler, der sich intensiv mit den Besonderheiten, Motiven und Reaktionen von Massen auseinandergesetzt hat, ist Gustave le Bon. 1895 verfasst er das Werk Psychologie der Massen.[2]
Aus dem Klappentext
„Gustave Le Bon (1841-1931) war Arzt, Ethnologe, Soziologe und Psychologe. Er gilt als Begründer der Massenpsychologie. Sein berühmtes Werk Psychologie der Massen übte einen nachhaltigen Einfluss in der Wissenschaft und praktischen Politik aus. … (Es) wurde auch von Politikern und Diktatoren des 20. Jahrhunderts für die Ausarbeitung ihrer Propagandatechniken benutzt.“
Lesen Sie in der nächsten Woche in diesem Blog interessante Thesen aus diesem ersten Werk der Massenpsychologie.
[1] Dass es sich bei den Teilnehmern der Veranstaltung um ideologiefeste Parteimitglieder und Claqueure aus dem Kulturbetrieb handelte, erklärt nur einen Teil der eifernden Zustimmung. https://www.spiegel.de/geschichte/sportpalast-rede-von-joseph-goebbels-wollt-ihr-den-totalen-krieg-a-1193427.html
[2] Psychologie der Massen. Aus dem Französischen von Rudolf Eisler. Nikol, 12. Auflage 2015
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