Was wäre, wenn? Kommt das hypothetisch-spekulative Denken aus der Mode?
Im schulischen Unterricht hatte die „Zukunftswerkstatt“ ihren festen Platz: Hypothesen verlängern, Wirkungen abschätzen, Entscheidungsbäume formulieren. Brainstormen war eine selbstverständliche Methode; Ideen äußern, sogar ziemlich verrückte, wie sie dir gerade einfallen, alle Teilnehmer tragen bei, zunächst wird nichts bewertet, keine Scheren im Kopf! Querdenker und Feuerköpfe waren beliebt; wir trauten ihnen zu, neue Sichtweisen auf alte Probleme zu eröffnen. Das spekulative Denken war positiv besetzt, nichts wurde von vorneherein als unmöglich angesehen. War das ein Zeichen einer offenen, weil starken Demokratie, die nicht zögerte, sich selbst immer wieder in Frage stellen zu lassen? Eine Demokratie, die von den mündigen, kritischen Bürgern lebte, die sich fernab aller Untertanenmentalität definierten?
Heute kannst du mit weit voraneilenden Thesen und Theorien im Verschwörungstheoretiker- und Schwurbler-Topf landen; oder bei den „falschen Tatsachenbehauptungen“, die zukünftig verfolgt werden sollen?[1]
Schade und verhängnisvoll, wenn das hypothetisch-spekulative Denken aus der Mode käme; Kreativität und Problemlösungskapazität brauchen Freiheit.
[1] Im Koalitionsvertrag (S. 123) mit der Überschrift „Umgang mit Desinformation“ findet sich Folgendes:
„Die bewusste Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen ist durch die Meinungsfreiheit nicht gedeckt. Deshalb muss die staatsferne Medienaufsicht unter Wahrung der Meinungsfreiheit auf der Basis klarer gesetzlicher Vorgaben gegen Informationsmanipulation sowie Hass und Hetze vorgehen können.“
( https://verfassungsblog.de/lugen-uber-das-luge-verbot/
Kommentare
Kommentar veröffentlichen