Woke capitalism, woke capitalists“ – geht das denn?

Marx meinte: Nein!

Er verachtete jene „aufgewachten“ Kapitalisten als Bourgeois-Sozialisten, die sich in der Wohltätigkeit und „gemeinwohlorientierten“ Überzeugungen tummeln, aber den Klassengegensatz zwischen Kapital und Arbeit nicht gedenken aufzuheben. Mit dem Wokismus als machtvollem, wenn nicht gar bestimmendem Politikgrundsatz, haben sich in den letzten drei Jahren Rene Pfister[1], Alexander Wendt[2] sowie Susanne Schröter[3] kritisch auseinandergesetzt.

Verletzung[4] ist ein Begriff, dem innerhalb der woken Ideologie eine Schlüsselrolle zukommt. Die Anwendungslogik ist schlicht. Eine Meinung, die als rassistisch, islamfeindlich, sexistische (o)der transphob interpretiert wird, soll Angehörige von Opfergruppen durch ihre pure Existenz verletzen und dadurch zu einer Beeinträchtigung ihres Sicherheitsgefühls führen. Verletzungsvorwürfe können eine desaströse Wirkung entfalten. Ungeachtet ihrer Validität bedrohen sie die Existenz der Beschuldigten und setzen sie rufschädigenden Mobbingkampagnen aus. Auch für Unternehmen können solche Anschuldigungen Konsequenzen haben, und manch einer befürchtet einbrechende Umsätze. Aus diesem Grund setzen Firmen Berater ein, die ihnen einen Weg durch den woken Dschungel ebnen und sie darin unterweisen, Fallstricke zu vermeiden. Awareness-Konzepte werden erarbeitet, Antirassismustrainer angestellt und Programme entwickelt, die eine diskriminierungsfreie Außendarstellung ermöglichen. Wer proaktiv auf der richtigen Seite stehen will, bewirbt seine Produkte mit Models, die sich als nicht binär inszenieren, eine dunkle Hautfarbe haben oder nicht den gängigen Attraktivitätskriterien entsprechen. … Für solche Unternehmensstrategien hat sich der Begriff woke capitalism etabliert.“[5] [6]

Nach einer danebengegangenen Kampagne im amerikanischen Biermarkt machte allerdings ein salopper Spruch die Runde: Go woke, go broke ...



[1] Pfister, René, Nur ein falsches Wort: Wie eine linke Ideologie aus Amerika unsere Meinungsfreiheit bedroht. Spiegel Buchverlag 2022

[2] Wendt, Alexander, Verachtung nach unten. Wie eine Moralelite die Bürgergesellschaft bedroht – und wie wir sie verteidigen können. Lau Verlag 2024

[3] Schröter, Susanne. Der neue Kulturkampf. Wie eine woke Linke Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bedroht, Herder 2024.

[4] Layoutveränderungen vom Autor.

[5] Schröter, S., ebda., S. 207; Begriff nach Rhodes 2021.

[6] Behandelt wird das Thema auch in Link, L., Zurück ins Land der Duckmäuse? Lieber nicht!, BoD 2024: Wokismus, Wokismus und die Folgen, S. 186ff.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog