Gegen den Krieg: "Dann gibt es nur eins!"

Die meisten Schulkinder kannten Texte von ihm: dem deutschen Schriftsteller Wolfgang Borchert (1921-1947). Er kannte den Krieg und seine Schrecken, Schrecken, die nicht einmal mit seinem Ende aufhörten. Die deutschen Lehrpläne sahen eine Beschäftigung mit Borcherts Aussagen vor, jedes Kind sollte davon wissen.

„Sein schmales Werk von Kurzgeschichten, Gedichten und einem Theaterstück machte Borchert nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der bekanntesten Autoren der Trümmerliteratur. Mit seinem Heimkehrerdrama Draußen vor der Tür konnten sich in der Nachkriegszeit weite Teile des deutschen Publikums identifizieren. … Der Vortrag der pazifistischen Mahnung Dann gibt es nur eins! begleitete viele Friedenskundgebungen.“ (wikipedia[1])

»Dann gibt es nur eins![2]«

 

Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen -

sondern Stahlhelme und Maschinengewehre. dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, 

dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst keine Liebeslieder, du sollst Hasslieder[3] singen, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen,

du du sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst keinen Weizen mehr fahren - sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, 

du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen,

du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransport,

dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt.Wenn sie morgen kommen 

und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:

Sag NEIN!

 

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine,

du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi,

du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo –

Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen,

ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette

und neue Soldaten für neue Schlachten,

Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:

Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

 

 



[1] Hervorhebungen und Layoutveränderungen im Folgenden vom Blogger.

[2] https://www.nationaltheater-weimar.de/dokumente/wolfgang_borchert_dann_gibt_es_nur_eins.pdf

[3] Neue Rechtschreibung vom Blogger.

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