GoF/ Gain of Function-Forschung – Frankensteins Hexenküche?

Als die Corona-Krise begann, machten Vorwürfe, vor allem zwischen Amerikanern und Chinesen, die Runde. Vergleichsweise harmlos mutete die Unterstellung an, das Virus sei aus einem nicht ausreichend gesicherten chinesischen Labor beziehungsweise mit einem Laborversuchstier, einer Fledermaus, entwichen. Erheblich gravierender schon war die Anschuldigung, amerikanische Wissenschaftler hätten das Virus absichtlich nach China eingeschleppt. Das schwerste Geschütz war die gegenseitige Beschuldigung, das Corona-Virus sei eine in Laboren entwickelte Biowaffe der Chinesen beziehungsweise der Amerikaner.[1] Da war etwas an die Oberfläche gekommen, von dem Otto Normalverbraucher bis dato eher nichts gewusst hatte: Es gibt die sogenannte Gain-of-Function-Forschung, ein Teilgebiet medizinischer Forschung.

„Ziele dieser Forschung sind[2]

·         Übertragbarkeit,

·         Virulenz [3] [4] (der Grad der Pathogenität, also insbesondere Aggressivität und Giftigkeit) und

·         Antigenität[5] anzupassen,            

 (um)

·         neu auftretende Infektionskrankheiten besser vorherzusagen und

·         Impfstoffe zu entwickeln.“ (wikipedia)

Also: Wie kann man (Bakterien und) Viren anreichern, so dass sie gefährlicher, schneller, effektiver werden – natürlich nur zu guten Zwecken?

Wie nah „gute“ und „böse“ Zwecke beieinander liegen, zeigt ein Blick in die Historie: Die Sowjetunion forschte bis 1992 an Biowaffen auf Grundlage von GoF-Forschung. (Ebola, Anthrax, Marburg-Virus und Pest) „Ziel war es, den Mikroben neue Merkmale hinzuzufügen, die sie pathogener und übertragbarer machen.“

„Vor der Gründung des BWC[6] im Jahr 1972, über vier Jahre ab 1965, wurde das Johnston Atoll unter der Herrschaft der USA umfangreichen Biowaffentests unterzogen. Die amerikanischen strategischen Tests von Biowaffen waren ebenso teuer und aufwändig wie die Tests der ersten Wasserstoffbomben. … Es wird geschätzt, dass ein Jet mit Biowaffenspray ‚wahrscheinlich effizienter zum Tod von Menschen führen würde als eine Wasserstoffbombe mit zehn Megatonnen‘. Das amerikanische Biowaffensystem wurde 1969 von Präsident Nixon eingestellt.“

Das Genfer Protokoll von 1925 verbot den Vertragsstaaten die Herstellung und den Einsatz von biologischen Waffen. Mit Stand 2024 haben mittlerweile 183 Staaten die Biowaffenkonvention (BWC – Biological Weapons Convention), das Nachfolgeabkommen des Genfer Protokolls, unterzeichnet. Es hat seit dem 26.3.1975 Gültigkeit. Die wirksame Kontrolle allerdings ist schwierig.

Denn, ob ein Land an der Abwehr von Biologischen Waffen, an Nachweismethoden oder Impfstoffentwicklung arbeitet oder an der Möglichkeit zur Offensive durch Waffenentwicklung, ist nur schwer aufzudecken und nachzuweisen: Die Verteidigung erfordert ähnliche Forschung wie die Vorbereitung zu Angriffen.



[1] „GoF-Arbeiten unter BSL-2 Standards an Corona-Viren in Forschungslaboren in Wuhan gelten als sicher belegt. Es gibt allerdings keine Belege, dass der Sars-CoV-2 Virus in diesen Laboren erschaffen wurde.“(wikipedia)

[2] Layoutveränderungen im Folgenden vom Blogger.

[3] Virulenz ist die „schädliche Aktivität von Krankheitserregern im Organismus beziehungsweise die Gesamtheit ihrer krank machenden Eigenschaften.“ (wikipedia)

[4] Die Begriffserklärungen sind entnommen bei wikipedia.

[5] Auch die Immunogenität, auch Immunogenizität genannt, die Eigenschaft eines Stoffes, im tierischen oder menschlichen Körper eine als Immunantwort bezeichnete Reaktion des Immunsystems auszulösen.

[6] Biological Weapons Convention

 

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