Das Status-quo-Vorurteil (status-quo-bias) oder Macht, was ihr wollt, wir wählen euch doch!
Wundern Sie sich auch oft über die Wahlumfragen?
Zum Beispiel: Die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, so konnte man lesen, ist gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Die Umfragewerte der Partei, die am heftigsten dafür streitet, blieben jedoch stabil. Und: Eine Partei, die heute in einem entscheidenden Bereich das Gegenteil von gestern vertritt, stürzt nicht ab, rauscht nicht ins Bodenlose, verliert nur ein paar Prozentpünktchen.
Wie erklärt die Kognitionspsychologie (die Wissenschaft von der Wahrnehmung) diesen merkwürdigen Zusammenhang?
Status-quo-bias
Wir Menschen haben eine „natürliche Neigung, den jeweiligen Zustand der Gesellschaft, in der wir leben, als gut, gerecht, moralisch legitim, erstrebenswert usw. anzusehen. Wir neigen dazu, den gesellschaftlichen Status quo allen Alternativen vorzuziehen, und zwar auch dann, wenn diese objektiv besser sind. … (Und wir) neigen … dazu, diejenigen eher negativ einzuschätzen, die den Status quo verändern wollen.“[1]
Wir „Schäfchen“ lernen also unsere Lektionen.
Wo gestern Wohlstand,
Frieden, Freiheit draufstand, ist heute nach wie vor Wohlstand, Frieden,
Freiheit drin? Wo XX draufsteht, ist noch XX drin?
Macht, was ihr wollt, wir wählen euch doch?
[1] Mausfeld, R., Warum schweigen die Lämmer? Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören, Westend Verlag, Frankfurt a.M., 3. Aufl. 2018, S. 128f.
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