Was und Wer und Bill Gates

Trotz links-grüner Stimmung im Lande gehörte eine negative Berichterstattung über den superreichen Tycoon erstaunlicherweise lange Jahre zur Seltenheit, grenzte nach Eindruck, aber auch Auffassung so mancher Zeitgenossen eine negative Schlagzeile über ihn an Majestätsbeleidigung. Der große Philanthrop[1] schien den meisten Medien über jeden Zweifel erhaben. Demgemäß wurden kritische Berichte, Bücher und Artikel über ihn meist dem rechtspopulistischen oder gar rechtsradikalen Spektrum zugeschlagen.

So mancher FAZ-Leser wird sich am 22. November 2023 wohl auch deshalb die Augen gerieben haben. Steht da doch als fette Schlagzeile über einem, eine ganze Seite umfassenden Artikel, ein Zitat aus dem neuen Buch von einem Tim Schwab

„Bill Gates ist ein Problem für die Demokratie.“

– und dieses Gates-kritische Werk wird ausführlich in der FAZ[2] besprochen! Im Folgenden Auszüge aus dem Interview.

Tim Schwab

„Es gibt viele Leute, die die Stiftung[3] als Monopol beschreiben. Sie hat genug Geld, um politische Felder oder andere Themengebiete ganz oder zumindest teilweise zu besetzen, zum Beispiel das öffentliche Bildungswesen, Landwirtschaft in Afrika oder Impfpolitik. Bill Gates hat eine sehr eng gefasste Vorstellung davon, wie die Welt funktionieren sollte, und er hat genug Geld, um diverse Gruppen finanziell zu unterstützen, die sich mit seinen Themen befassen, von Nichtregierungs-organisationen über Thinktanks, Universitäten und Medien bis hin zu Regierungen. Und dann rudern auf einmal die meisten von denen in die gleiche Richtung[4], und das sorgt für eine sehr starke Strömung, gegen die etwaige Gegner und Kritiker nur schwer ankommen. … Ich denke, Bill Gates ist eine fundamental antidemokratische Figur und ein Problem für die Demokratie. Er ist jemand, der über seinen extremen Reichtum Macht ausübt. … die Aussicht auf Hunderte von Milliarden Dollar von diesen Menschen[5] für Philanthropie ist für mich ein Anlass zur Sorge und nicht zum Jubel. Es sei denn, wir wollen, dass Leute wie Gates, Bezos und Zuckerberg eine immer größere Rolle in der Gestaltung der Welt spielen. … Wir sollten es Leuten nie erlauben, so reich zu werden.“

Auf die Problematik (Was) wurde ja schon länger hingewiesen – aber anscheinend von den „Falschen“ (Wer, Nr. 1)? Nun haben es die „Richtigen“ (Wer, Nr. 2) aufgegriffen – da werden die Warnungen vermutlich nicht nur abgetan, abgestempelt, abgelehnt, sondern gehört?

Wie sagte ähnlich einst Sarah Wagenknecht? Wenn die AFD sagt, der Himmel ist blau, sage ich nicht, er ist grün.



[1] Im Osten unseres Kontinents werden solche Superreichen (mit wohltätiger Mentalität) eher als Oligarchen bezeichnet.

[2] FAZ, 22. November 2023, Nr. 272, S. 19.

[3] Bill- and Melinda-Gates-Foundation; d. Blogger.

[4] Hervorhebung vom Blogger.

[5] siehe nachstehende Präzisierung

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