20. Juli 1944: Vom „falschen“
Bewusstsein und vom „richtigen“ Tun ...
Heute jährt sich der Attentatsversuch auf Adolf Hitler von Claus Schenk Graf von Stauffenberg zum 80. Mal. Nach acht Jahrzehnten sind sich die Kommentatoren (fast) alle einig: Das Ziel, Hitler zu töten und weiteres millionenfaches Blutvergießen zu beenden, der Versuch, entsprechend zu handeln – Tyrannenmord und Widerstand gegen das Unrechtsregime – waren richtig.
Die Motive des Attentäters wurden in der Rezeptionsgeschichte seiner Tat, vor allem von linker Seite, wenn nicht als falsch, so doch als „umstritten“ angesehen.
Beispiele
Nach Ansicht der 68er Studentenbewegung habe er als Aristokrat, Berufssoldat, mit seiner konservativen Gesinnung nicht das richtige, das linke pazifistische (pseudo)proletarische Bewusstsein gehabt[1].
„Die nach links gerückten Nachfolgegenerationen, vor allem die 68er, wollten eine Sichtweise nur ungern akzeptieren, nach welcher der maßgebliche Widerstand gegen den deutschen Faschismus nicht von Arbeitern, Bauern, Hausfrauen, Häftlingen und Deserteuren, sondern von Grafen und Generälen, Faschisten und Kriegsverbrechern geleistet wurde.“[2]
In marxistischen Kreisen sah man die Widerständler kritisch.
„Der wahre Widerstand sei von der KPD und der Roten Kapelle ausgegangen.“[3]
In der DDR änderte sich die Einschätzung im Laufe der Jahre.
„Später wurden sie im Sinne der marxistischen Geschichtstheorie eher in die Kategorie der „nützlichen Idioten“ eingestuft, also als ursprünglich arbeiterklassenfeindliche Elemente, die jedoch die siegreiche Sowjetarmee bei ihrem Kampf gegen den Faschismus unbewusst unterstützt hatten.“[4]
Auch die Rezeptionsgeschichte von Robert Blum, dem Paulskirchen-Widerstandskämpfer von 1848/49, ist ein Beispiel der Auseinandersetzung um die „richtigen“/ „falschen“ Motive bei anerkannt "richtigem" Handeln für die Freiheit.
„1988 wird in der DDR die Würdigung Blums durch seinen Biographen Siegfried Schmidt vorgenommen, wonach er
‚befangen in seiner kleinbürgerlichen Lebenswelt … das falsche politische Leben gelebt (habe), denn er sei dem Weg parlamentarischer Umgestaltung Deutschlands gefolgt und nicht der Logik des Klassenkampfes, aber im Kampf gegen Bourgeoisie und Aristokratie (sei er) dann doch (noch) den richtigen Tod gestorben.‘[5]
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